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Die Einbeere im Buttendorfer Wald 
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	  			Einbeere © Matthias Jantsch
Darf ich mich vorstellen? Ich bin die Einbeere, Paris quadrifolia. Paris war der Sohn des trojanischen Königs Priamos und der Hekabe. Durch seinen Raub der Spartanischen Königstochter Helena leitete er Trojas Untergang ein. Meine vier gleichen Blätter stehen für die Göttinnen Athene, Hera und Aphrodite, die von Paris forderten, zu entscheiden, wer die Schönste sei. Das vierte Blatt ist die sterbliche Athene. Für die entschied er sich – was die Göttinnen echt verärgerte. Meine Beere steht für den Zankapfel der Schönheitsfrage. Jetzt wisst ihr, warum ich so schön bin und wie viel Mythologie in mir steckt. Mindestens so viel wie Gift. Giftig ist wirklich alles an mir. Also Finger weg! Aber, ich möchte dir nicht nur von mir erzählen, sondern auch vom Buttendorfer Wald, in dem ich seit vielen, vielen Jahren zu Hause bin.
Dieser Naturwald ist ein Sumpfwald, was bedeutet, dass der Boden hier immer feucht ist. Ein kleiner Bach – vielleicht in dem Fall besser Rinnsal – fließt direkt durch mich hindurch. Dieses Bächlein mündet später in die Bibert. Der Wald liegt unterhalb eines kleinen Abhangs. Dadurch ist die Fläche immer gut mit Wasser versorgt, doch es entsteht kein Stauwasser, was den Boden gut belüftet und für viele Pflanzenarten angenehme Bedingungen schafft. Das finde ich besonders gut, weil ich es gerne feucht habe. Doch zu nass - sowie in einem Moor - gefällt es mir allerdings nicht mehr so gut. Ich bin eben sehr wählerisch.
Die Hauptbaumart ist hier vor allem die Erle. Sie wird begleitet von Weiden, Pappeln und Eschen. Die Erle ist besonders gut an diesen Standort angepasst, der viel Wasser und Nährstoffe bietet. Unter diesen Bedingungen wachsen viele typische Sumpfpflanzen wie die Sumpf-Dotterblume, Schaumkraut oder Wolfstrapp. Aber auch ich - die Vierblättrige Einbeere - bin hier zu Hause. Ich bin eine Pflanze, die nur in Wäldern wächst, die schon mindestens 250 Jahre an Ort und Stelle existieren. Das liegt daran, dass ich mich nur sehr langsam ausbreite. Ich vermehre mich hauptsächlich über meine unterirdischen Wurzeln, die sich nur gemächlich im Boden ausdehnen. Genau deshalb bin ich eine sogenannte „Charakterart“ für diese alten Wälder.
Früher wurde ich als Heilpflanze genutzt, zum Beispiel gegen Tollwut und zur Desinfektion von Pestkranken. Deshalb nennt man ich mich auch „Pestbeere“. Aber Vorsicht! Ich bin wie gesagt giftig für Menschen und Tiere wie zum Beispiel auch Pferde. Wenn man mich isst, kann das zu starken Magenbeschwerden führen. Es ist also besser mich lieber gar nicht erst zu probieren.
Im Jahr 2022 wurde ich sogar zur Blume des Jahres gekürt, weil man mehr auf den Schutz von Wäldern wie meinem Zuhause, dem Naturwald im Buttendorfer Wald achten sollte. Diese alten Wälder sind sehr wichtig für die Artenvielfalt und ich bin sehr stolz darauf, ein Teil davon zu sein.
Die Einbeere im Buttendorfer Wald

 
        
 
             
		      	 
              
              
                 
                 
                 
                