100 Jahre Landwirtschaftsschule Uffenheim

Gruppenbild der Studenten

Erster Jahrgang 1919

Am 8. Dezember 1919 fand der erste Unterrichtstag an der Landwirtschaftsschule Uffenheim statt. Auf den Tag genau am 8. Dezember 2019 wurde dieses Jubiläum mit einem Festgottesdienst in der Stadtkirche und einer Festveranstaltung in der Stadthalle Uffenheim gefeiert.

Im 19. Jahrhundert setzte sich die Erkenntnis durch, dass eine gezielte Ausbildung und die Vermittlung von Fachkenntnissen zur richtigen Leitung landwirtschaftlicher Betrieben notwendig ist. Die Landwirtschaftsschule Uffenheim war nicht die erste ihrer Art im heutigen Landkreis. Bereits 1899 wurde in Neustadt/Aisch eine Landwirtschaftsschule eröffnet. Auch bedingt durch den Ersten Weltkrieg erfolgte dann die Gründung der Schule in Uffenheim erst 1919.

  • Am 3.5.1923 begann die landwirtschaftliche Haushaltungsschule mit dem ersten - damals 5-wöchigen - Koch- und Haushaltungskurs.
  • 1928 wurde ein Neubau an der Rothenburger Straße errichtet, nachdem der Unterricht zunächst in den Räumen des Progymnasiums stattgefunden hatte.
  • Ein Erweiterungsbau für die Abteilung Hauswirtschaft wurde am 11.12.1957 eingeweiht.

Zwischenzeitlich wurde 1952 in Scheinfeld eine Landwirtschaftsschule errichtet, die 1972 im Rahmen der Gebietsreform geschlossen wurde. Rückläufige Schülerzahlen führten 1995 zur Schließung der Landwirtschaftsschule Neustadt.

Hauswirtschaft im Wandel

1997 gab es in der Hauswirtschaft eine gravierende Änderung. Da die klassische Ausbildung zur Hauswirtschafterin stark rückläufig war, wurde der einsemestrige Studiengang in Teilzeitform eingeführt.

  • 2016 erhielt die Abteilung Hauswirtschaft eine neue Lehrküche.

Die Schule heute

Abteilung Hauswirtschaft

Die Studierenden lernen, einen Haushalt fachkundig zu führen. Es werden sowohl praktische Fertigkeiten als auch Fachwissen in den Bereichen Hauswirtschaft, Familien- und Haushaltsmanagement erworben. Zudem wird das eigene Auftreten und die Persönlichkeit gestärkt und das unternehmerische Denken und Handeln gefördert. Die Schule vermittelt die berufs- und arbeitspädagogische Eignung zum Ausbilden und Anleiten von Personen.
Der Unterricht in Teilzeitform bietet gerade Berufstätigen und Personen, die sich in der Familiengründungsphase befinden, eine Chance, Hauswirtschaft von Grund auf zu erlernen.

Landwirtschaftsschule Uffenheim, Abteilung Hauswirtschaft

Abteilung Landwirtschaft

Schwerpunkte sind die Milchvieh- und Schweinehaltung. Die Schule bereitet die Studierenden auf die Tätigkeit als Unternehmer vor und dient der Vorbereitung auf die Meisterprüfung. Die Schule umfasst zwei Wintersemester von Ende Oktober bis Mitte März und ein praktisches Sommersemester. Nach dem erfolgreichen Schulbesuch dürfen sich die Absolventen "Wirtschafter für Landbau" nennen. Nach der Schule legen die meisten Studierenden noch die Meisterprüfung ab.

Landwirtschaftsschule Uffenheim, Abteilung Landwirtschaft

Drei Generationen blicken zurück

Im Landkreis Neustadt a. d. Aisch – Bad Windsheim hat die landwirtschaftlichhauswirtschaftliche Bildung und damit der Besuch der Landwirtschaftsschule lange Tradition. Die ältere Generation motiviert mit den eigenen positiven Erfahrungen die Hofnachfolger und Familienangehörige zum Schulbesuch. So gibt es einige Familien im Landkreis, in denen drei Generationen unsere Schule besucht haben. Zwei von ihnen lernen Sie in den folgenden Interviews kennen.

Immer einen gangbaren Weg finden

Hans Henninger: Landwirtschaftsmeister, Landwirtschaftsschule 1955 bis 1957
Richard Henninger: Landwirtschaftsmeister und Agrarbetriebswirt als Absolvent der Höheren Landbauschule, Landwirtschaftsschule 1985 bis 1987
Moritz Henninger: Landwirtschaftsmeister und Agrarbetriebswirt als Absolvent der Höheren Landbauschule, Landwirtschaftsschule 2016 bis 2018

Wie gestaltete sich die betriebliche Situation zu Ihrer Zeit an der Landwirtschaftsschule?

Hans Henninger: Zu meiner Zeit hatten wir rund 30 Hektar in Bewirtschaftung, nahezu alles im Eigentum. Die Tierhaltung umfasste 12 Milchkühe sowie 12 Zuchtsauen. Mitgearbeitet hat die komplette Familie inklusive meiner Eltern und Schwiegereltern. Zudem habe ich über die Zeit 12 Lehrlinge ausgebildet.
Richard Henninger: Zu meiner Schulzeit wurden rund 50 Hektar bewirtschaftet. Die Tierhaltung umfasste 25 Milchkühe mit weiblicher Nachzucht und der Mast der männlichen Kälber. Zudem wurden rund 55 Sauen zur Ferkelerzeugung gehalten. Die Arbeit wird nach wie vor von drei Generationen bewältigt.
Moritz Henninger: Inzwischen umfasst die Außenwirtschaft 150 Hektar. Die Ferkelerzeugung wurde eingestellt. Es werden nun Absetzferkel zugekauft und ausgemästet sowie eine Biogasanlage mit aktuell 330 kW elektrischer Bemessungsleistung betrieben. Die Arbeit erledigen die drei Generationen, wobei Opa keine Routinearbeiten mehr hat, sondern aushilft, wo es nötig ist.

Welche Pläne wurden nach dem Besuch der Landwirtschaftsschule umgesetzt?

Hans Henninger: Wir haben auf den dann im Jahr 1969 realisierten Neubau für 25 Milchkühe zugearbeitet. Gebaut wurde mit eigenem Geld, sehr viel Eigenleistung und mit Nachbarschaftshilfe. Danach konnte der ehemalige Kuhstall umgebaut werden, um dann 30 Zuchtsauen zu halten.
Richard Henninger: Ich wollte mich auf Schweinehaltung spezialisieren und habe das bereits in der Hausarbeit kalkuliert. Es wurde rasch die Milchvieh- und Rinderhaltung abgeschafft und die Hofstelle für 85 Zuchtsauen zur Ferkelerzeugung umgebaut. 1998 wurde ein Schweinemaststall im Außenbereich errichtet, 2003 folgte der Ferkelaufzuchtstall neben dem Maststall. 2005 bauten wir schließlich die Biogasanlage.
Moritz Henninger: Die aktuellen Unsicherheiten erlauben mir derzeit keine großen Entscheidungen. Ich will zunächst einen gepachteten konventionellen Schweinemaststall umbauen und mit einem Auslauf erweitern.

Was waren die Themen zur jeweiligen Zeit in der Landwirtschaftsschule?

Hans Henninger: Der Berater war ein Partner, die Beratung war auf die Produktion ausgerichtet. Je höher die Produktion ausfiel, desto höher waren auch die Einnahmen. Wer in die Buchführung einstieg, bekam sogar Zuschüsse dafür. Die Fränkische Landeszeitung schrieb von der "Weizensteppe" im Uffenheimer Raum.
Richard Henninger: Die Wendezeit war eine Zeit der überbetrieblichen Mechanisierung. Der Maschinenringgedanke verbreitete sich immer mehr. Die ersten Rodegemeinschaften für sechsreihige Zuckerrübenvollernter entstanden. Ebenso entwickelten sich Gemeinschaften zur pfluglosen Bestellung.
Moritz Henninger: Aktuell hemmen die Themen Klimaschutz, Tierschutz sowie die überhand nehmende Bürokratie große betriebliche Entscheidungen.

Ich erlebe gerade drei Generationen von Betriebsleitern im harmonischen Miteinander. Was ist Ihr Rezept dafür?

Antworten aus der Runde: Wir sind alle drei generell eher ruhige Typen und jeder hat seinen eigenen Aufgabenbereich. Es ist wichtig, dass die junge Generation in der Ausbildung mal raus kommt. Daneben ist uns die räumliche Trennung der Wohnungen wichtig. Von Montag bis Freitag kommen alle zum gemeinsamen Mittagessen zusammen. Ich (Hans Henninger) habe den Hof mit 55 Jahren an Richard übergeben und konnte mich dann meinen Ehrenämtern widmen. Darüber hinaus haben mir zahlreiche Reisen den Blick geweitet.

Was wollen Sie dem aktuellen Jahrgang der Landwirtschaftsschule mit auf den Weg geben?

Moritz Henninger: Die Ausbildung ist nach der Landwirtschaftsschule nicht abgeschlossen. Mir hat die Höhere Landbauschule noch viel gebracht. Zudem sollte man sich nicht unterkriegen lassen. Vielleicht kann ein Betrieb in der aktuellen Situation auf dem Arbeitsmarkt auch erfolgreich im Nebenerwerb weitergeführt werden.
Richard Henninger: Es wird sich immer ein gangbarer Weg auftun. Das zeigt sich in meinem Jahrgang, aus dem schon einige einen Weg außerhalb der Landwirtschaft gefunden haben. Grundsätzlich hilft der Blick in die Welt hinaus, um durch neue Eindrücke einen freien Geist zu entwickeln.
Hans Henninger: Es muss ein Weg gefunden werden, mit der aktuellen Situation fertig zu werden. Die junge Generation muss in die Welt hinaus und sich durch Reisen das Wissen "rauben".

Hauswirtschaftsschule? Bei uns gern auch in der nächsten Generation!

Frieda Weinmann: Hauswirtschafterin, Hauswirtschaftsschule Uffenheim 1957 bis 1958
Rosalinde Stammberger: Hauswirtschafterin, Hauswirtschaftsschule Neustadt 1975 bis 1976
Marina Heger: Hauswirtschafterin, Hauswirtschaftsschule Uffenheim 2015 bis 2017

Drei Generationen Ihrer Familie haben die hauswirtschaftliche Abteilung der Landwirtschaftsschule besucht. Was war ihre Motivation? Welche Gründe gab es dafür?

Frieda Weinmann: Einerseits war es selbstverständlich auf die Winterschule zu gehen, da ich aus einem landwirtschaftlichen Betrieb stamme. Anderseits war ich auch immer wissbegierig und wollte viel lernen. Ich war auch froh, dass mir meine Eltern die Schule ermöglicht haben. Nicht alle Familien hatten das Geld dazu.
Rosalinde Stammberger: Auch bei mir war es selbstverständlich, dass ich die Landwirtschaftsschule besuchte, da ich später einmal den elterlichen Betrieb übernehmen sollte.
Marina Heger: Bei mir war es etwas anders: Meine Mutter, Oma und Tante mussten mich etwas dazu überreden.

An was denken Sie, wenn Sie auf Ihre Schulzeit zurückblicken?

Frieda Weinmann: Ich erinnere mich unter anderem noch an meine Lehrerin, die uns drohte: "Ich werde euch noch lehren, mit dem Schrubber auch die Ecken sauber zu machen!"
Rosalinde Stammberger: Bei uns wurden die Besteckkästen oft komplett ausgeleert, wenn sie nicht sauber genug waren und man musste von vorn beginnen.

Welche Lerninhalte waren für Sie so wichtig, dass Sie diese bis heute berücksichtigen?

Frieda Weinmann: Viele, viele, viele! Für mich war es aber auch besonders wichtig, dass man noch gelernt hat wie man Verletzte mit Erste-Hilfe-Maßnahmen versorgt. Das konnte ich schon sehr oft gut gebrauchen!
Rosalinde Stammberger: Als ich meinen eigenen Garten bestellen musste, habe ich die Beete genau abgemessen und eingeteilt und mir auch genau überlegt, welche Fruchtfolge ich beachten muss. Mittlerweile geht mir das sehr leicht von der Hand. Und weil Nähen auf dem Lehrplan stand, konnte ich viele Kleider meiner Kinder selbst nähen.
Marina Heger: Ich habe das strukturierte und geplante Arbeiten verinnerlicht, um meine wertvolle Zeit sinnvoll zu nutzen. Ich habe in meinem Haushalt auch eine Ordnungsschale eingeführt, um sauber und ordentlich zu arbeiten.

Was war für Sie in der Schule neben den fachlichen Inhalten noch wichtig?

Frieda Weinmann: Die Freunde, die man durch die Schule kennengelernt hat. Ein Teil der Klasse trifft sich heute noch alle fünf Jahre.
Marina Heger: Wir tauschen uns regelmäßig über WhatsApp aus und schicken uns Bilder – z. B. von perfekten Nusszöpfen und kommentieren diese mit "Ohne die Schule könnten wir das gar nicht!"

Bitte wagen Sie zum Abschluss einen Blick in die Zukunft. Welche Zukunft hat die Hauswirtschaft?

Frieda Weinmann: Die Hauswirtschaft muss eine Zukunft haben! Sie ist so wichtig für die Familien.
Rosaline Stammberger: Nur wenn man die Dinge selber macht, weiß man was dahinter steckt und weiß auch was gesund ist.
Marina Heger: Ich hoffe, dass es die Hauswirtschaftsschule auch in Zukunft gibt, damit auch meine Tochter davon profitieren kann.