Demo-Projekt zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln
Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln am Beispiel von Mais

Mais Auf Dem FeldZoombild vorhanden

Mechanisch reguliert

Der Bayerische Landtag hat im Zuge des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ die Halbierung des Einsatzes chemischer Pflanzenschutzmittel als anzustrebendes Ziel bis 2028 beschlossen. Im Jahr 2021 konnten die landwirtschaftlichen Betriebe dann erstmals im Rahmen der Antragstellung zu den Agrarumweltmaßnahmen einen Ausgleich in Höhe von 80 €/ha für bestimmte Ackerkulturen beantragen, wenn hier auf den Einsatz von Herbiziden verzichtet wird. Auch im Rahmen der EU-Agrarpolitik wird der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel ein wesentliches Element sein.

Vor diesem Hintergrund hat die amtliche Pflanzenbauberatung an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Mittelfranken ein Demo-Projekt zur Reduktion des Herbizideinsatzes in Mais gestartet. Mais gehört neben Rüben und Kartoffeln zu den klassischen Hackfrüchten, in denen aufgrund des größeren Reihenabstandes Hackgeräte gut zum Einsatz kommen können. Der Verlust an zugelassenen, effektiven Wirkstoffen bei paralleler Entwicklung innovativer Hackgeräte mit Kamerasteuerung sowie die politischen Rahmenbedingungen rücken die mechanische Unkrautregulierung wieder mehr ins Bewusstsein. Das Demo-Projekt soll dazu einen Beitrag vor Ort leisten.

Alle AELF im Dienstgebiet waren beteiligt
Insgesamt haben die Beraterinnen und Berater an allen AELF in Mittelfranken sowie im Donau-Ries auf insgesamt 7 Betrieben eine Demo-Fläche zur Unkrautregulierung in Mais angelegt. Eine kleine unbehandelte Fläche verdeutlichte jeweils den vorherrschenden Unkrautdruck. In den meisten Fällen hatte der Mais ohne jegliche Behandlung keine Chance und wurde unterdrückt oder erreichte allenfalls eine stark reduzierte Wuchshöhe. Als Vergleichsvariante wurde die bisher praktizierte chemische Variante des Betriebs angelegt. Hier zeigte sich, dass die Betriebe selten die volle Aufwandmenge eines Produkts wählen, sondern den Herbizideinsatz wohl überlegt an die Situation vor Ort anpassen. In allen Fällen genügte ein einmaliger chemischer Herbizideinsatz, um das Unkraut sicher zu regulieren, so dass der Mais ungehindert einen hohen Ertrag erbringen konnte.

Pflanzenbauer Michael Hierlmeier äußerte sich zum Demo-Projekt:
"Auch in diesem Jahr führt das AELF-Fürth-Uffenheim auf einer Fläche von Andreas Seufferlein, einem Landwirt aus Welbhausen, Versuche zur Pflanzenschutzmittelreduktion beim Maisanbau durch. Dabei achten wir heuer verstärkt auf die Unkrautregulierung in der Maisreihe bei der mechanischen Unkrautregulierung durch den Einsatz von Häufelschare."

Pflanzenbauexperte Dieter Proff zieht das Fazit

Die rein mechanischen Varianten unterschieden sich von Ort zu Ort je nachdem welche Geräte verfügbar waren. So kamen auf manchen Betrieben schon frühzeitig Unkrautstriegel zum Einsatz, auf anderen Flächen nur Hackgeräte. Zusammenfassend können zu den mechanischen Varianten folgende Beobachtungen festgehalten werden:
  • Im Zeitraum der Unkrautregulierung war es häufig regnerisch. Die Flächen ließen sich damit nicht immer zum optimalen Termin befahren. Oft waren die Abstände der mechanischen Behandlungen witterungsbedingt auch zu weit auseinander, da die Flächen für einen Hackdurchgang zu feucht waren.
  • Der alleinige Einsatz von Striegeln war unbefriedigend und erzielte in fast allen Fällen keine brauchbare Wirkung. Teilweise waren Schäden an der Maispflanze zu beobachten.
  • Die Hackgeräte erzielten zwischen den Maisreihen überall eine gute Wirkung. Meist genügten zwei Überfahrten. Die erste Fahrt erfolgte aufgrund der feuchten Witterung erst relativ spät im 3- bis 4-Blattstadium. Aufgrund der guten Wasserversorgung in diesem Jahr war dies aber für den Mais nicht nachteilig. Unter mehr trockenen Bedingungen könnte hier aber schon eine Beeinträchtigung des Maises durch eine zu späte Bearbeitung erfolgt sein.
  • In der Maisreihe selbst gab es auf keinem Betrieb eine befriedigende Wirkung. Auch eine Fingerrolle, die in die Reihe arbeitet, konnte die schon größeren Unkräuter nicht ausreichend reduzieren.
    • Dieses Ergebnis ist auch wesentlich darauf zurückzuführen, dass sich sowohl der erste wie auch der zweite Hackgang witterungsbedingt zu weit nach hinten schob. Regenphasen verhinderten zeitigere Einsätze mit engeren Abständen.
    • Beim ersten Hackgang war der Mais meist nicht größer als das Unkraut, ein Zudecken der Unkräuter in der Reihe hätte also auch den Mais begraben und nachhaltig geschädigt.
    • Zum zweiten Termin war das Unkraut in der Maisreihe dann schon zu groß und konnte nicht mehr zugedeckt werden, selbst wenn die Reihe gut angehäufelt werden konnte. In trockeneren Jahren bei engeren Hackabständen kann das Ergebnis sicher besser sein. Es zeigt aber in diesem Jahr deutlich die Grenzen der mechanischen Maßnahmen in der Maisreihe auf.
    • Aufgrund der guten Wasserversorgung wurde der Mais zwar nicht erkennbar durch die Unkrautkonkurrenz geschädigt, es kam aber zu einer enormen Bildung von Unkrautsamen, die die Fläche belasten. In trockenen Jahren kann dagegen auch schon durch die Wasserkonkurrenz nur in der Maisreihe ein Ertragsrückgang die Folge sein
Hacke mit Bandspritzung kombinieren
Ein guter Kompromiss wäre daher, das Unkraut in der Maisreihe chemisch mittels Bandspritzung zu regulieren und zwischen Reihen zu hacken. Leider stand diese Technik in keinem Betrieb zur Verfügung. Allein dieses Verfahren würde den Herbizideinsatz in der Reihenkultur Mais schon um mehr als die Hälfte reduzieren.
In den Demoanlagen wurde mangels verfügbarer Bandspritzen noch eine Variante angelegt, in der die praxisübliche Herbizidmenge um 50% reduziert wurde und dann später noch mit einem Hackdurchgang ergänzt wurde. Hier waren die Ergebnisse uneinheitlicher. In einigen Fällen reichte auch diese Menge noch aus, um eine befriedigende bis gute Wirkung zu bekommen. Sie birgt aber die Gefahr, dass sich weniger empfindliche Unkräuter und Ungräser herausselektieren und so am Schluss widerstandsfähige Biotypen übrigbleiben, die gegen bestimmte Wirkstoffe resistent sind. Deshalb stellt dieses Vorgehen keine breite Anwendungsempfehlung dar. Es gab aber auch Flächen, auf denen nach dem Hackgang nochmals eine Hirsewelle auflief. Diese hätte nochmals mit einem zweiten Hackgang beseitigt werden müssen.
Zeitbedarf ist höher
Nicht übersehen werden darf die unterschiedliche Flächenleistung der Verfahren. Für nur einen Hackgang muss schon ein Zeitbedarf von ca. 0,8-1,1 Akh/ha (Arbeitskraftstunden pro Hektar) veranschlagt werden, im Gegensatz zum deutlich schlagkräftigeren Pflanzenschutzeinsatz, der nur 0,15-0,25 Akh/ha in Anspruch nimmt. Je nach Anbaufläche kann damit ein Betreib schnell an seine Grenzen kommen, v.a. wenn die Witterung wie 2021 nicht richtig mitspielt und die verfügbaren Zeitfenster nur kurz sind.
Hackung sorgt für mehr Luft
Bei den Kosten schlägt die rein chemische Behandlung je nach Verunkrautung mit ca. 75-125 €/ha zu Buche. Zwei Hackgänge liegen mit 90-130 €/ha nicht wesentlich darüber, bergen aber ein höheres Risiko an Ertragsverlusten, die über eine Förderung der Maßnahme abgefedert werden können. In diesem überwiegend feucht-kühlen Frühjahr bzw. Frühsommer wurde an allen Standorten ein positiver optischer Effekt durch die mechanische Hacke erzielt. Hierdurch kam mehr Luft in den oft verkrusteten bzw. verschlämmten Boden und der Bestand zeigte sich dadurch im Vergleich zur rein chemischen Variante zeitweise wüchsiger mit intensiverer Grünfärbung.
Geeignete Flächen identifizieren
Zum Schluss muss noch erwähnt werden, dass die Demo-Anlagen nur auf geeigneten Flächen angelegt wurden, die weitgehend flach, nicht erosionsgefährdet und steinfrei waren. Denn nicht auf jeder Fläche wird Hacken möglich und sinnvoll sein.
Der Blick in die Maisreihe.

Maisreihe

Durchführung der mechanischen Unkrautregulierung.

Mechanische Unkrautregulierung

Bei Interesse an diesem aktuellen Projekt wenden Sie sich bitte an:

Reinhold Weber
AELF Fürth-Uffenheim
Rothenburger Straße 34
97215 Uffenheim
Telefon: 09842 208-1244
Fax: 0911 99715-1600
E-Mail: poststelle@aelf-fu.bayern.de
Nikolaus Ehnis
AELF Fürth-Uffenheim
Jahnstraße 7
90763 Fürth
Telefon: 0911 99715-1223
Fax: 0911 99715-1600
E-Mail: poststelle@aelf-fu.bayern.de