Podcastserie
Der Mittelspecht im Dormitzerforst

Mittelspecht mit Beute vor seinem AstlochZoombild vorhanden

Mittelspecht © Norbert Wimmer

Na, du da unten? Kannst du mich hier oben sehen?
Ich bin der Mittelspecht und lebe bevorzugt in alten knorrigen Bäumen – am liebsten in Eichen. Die bieten genau das, was ich brauche: eine raue Rinde und viel altes Holz. Im Gegensatz zu anderen Spechten, die wild auf Bäume hämmern, stochere ich mit meinem Schnabel in der Rinde und im Totholz nach Insekten, vor allem Ameisen, Spinnen und Blattläusen.

Alte Bäume - das heißt für mich 100 Jahre und älter - weisen deutlich mehr interessante Strukturen auf. Besonders unter der rissigen und gefurchten Rinde verstecken sich die besten Leckerbissen. Ich baue meine Bruthöhlen nicht einfach in jeden Baum, sondern ich suche mir verpilzte Stellen am Stamm. Dort ist das Eichenholz schön mürbe, da der Pilz im Inneren das Holz schon zersetzt hat. So tue ich mir einfach leichter. Deshalb ist Totholz besonders wichtig für mich.

Im Frühling, zwischen März und April, gründe ich mein Revier und baue meine Höhlen. Da ich kein kräftiger Hackvogel bin, stochere ich eher gezielt und leise, um meine Beute zu finden. Meine Füße sind nicht so stark wie bei anderen Spechten, und auch mein Schädel ist nicht auf intensives Hämmern ausgelegt, sondern auf das präzise Suchen und Stochern.

Ein Lebensraum, den ich ebenfalls sehr zu schätzen weiß, sind lichte Sumpfwälder mit Erlen – So wie hier im Dormitzer Forst! Solche Feuchtwälder mit weiteren Baumarten wie Pappel, und Birken sind bestens geeignet für mich.

Die Feuchtigkeit in Verbindung mit Wärme sorgt für eine Vielzahl von Insekten und das Totholz bietet mir hervorragende Bedingungen für Bruthöhlen. Da sie sehr sumpfig, von Sträuchern und liegendem Totholz durchzogen sind, ist das Durchqueren dieser Wälder für den Waldbesucher sehr anstrengend – für mich ist das aber kein Problem. Ich fliege schließlich einfach darüber hinweg.

Leider sind alte Laubwälder mit hohem Totholzanteil zunehmend selten. Das ist für mich und meine Artgenossen ein echtes Problem – uns geht schlichtweg der Lebensraum verloren. Gott sei Dank setzen sich die Forstleute mittlerweile für totholzreiche Wälder mit vielen alten Biotopbäumen ein und erhalten uns so wichtige Lebensräume – nicht nur für mich, sondern auch für die vielen anderen Waldbewohner!

Podcast: Der Mittelspecht im Dormitzerforst